Achtung vor Phantomfrachtführern – betrügerische Ladungsentwendung
Kriminelle Personen spezialisieren sich zunehmend auf die betrügerische Entwendung von Lkw-Ladungen. Hierzu erschleichen sich die Tätergruppen reguläre Transportaufträge. Bei der Warenübernahme durch die Täter deutet das gesamte Prozedere zunächst auf einen regulären Transport hin. Sobald sie das Transportgut mit der Absicht der betrügerischen Erlangung übernommen haben, wird der Transportauftrag nicht weiter ausgeführt. Die Ware erreicht nicht den vorgesehenen Empfänger, sondern wird anderweitig veräußert.
Spätestens in diesem Stadium ist der vermeintliche Geschäftspartner nicht mehr auffindbar. Betroffen sind neben Einzel- auch Mehrfachaufträge mit entsprechend höherem Schadenpotential.
In der Regel konzentrieren sich Täter auf hochwertige und solche Waren, die sich unproblematisch und profitabel absetzen lassen. Die Schäden sind meist immens. Um mit Transporten beauftragt zu werden, wählen Täter zum Beispiel folgende Vorgehensweisen:
- Sie geben sich als Mitarbeiter bekannter Speditionen/Frachtführer (Transportunternehmen) aus (Identitätsdiebstahl),
- gründen Scheinfirmen oder
- erwerben etablierte Transportunternehmen, inklusive Zugänge zu Online-Frachtenbörsen, Dokumenten und Referenzen.
Über Online-Plattformen werden allein in Deutschland mehrere 10.000 Frachtaufträge am Tag ausgeschrieben. Laien können sich das wie einen Ebay-Kleinanzeigenmarkt für Transportaufträge vorstellen. Aus der Masse der Aufträge suchen sich die Betrüger besonders lohnende Ladungen heraus. Beliebt sind dabei Metalltransporte. „Kupfer ist begehrt wie Gold“. Es gibt aber auch Täter, die sich auf die Entwendung von Elektronik oder Lebensmitteln spezialisiert haben. Verderbliche Frischware ist eher uninteressant für die Betrüger, weil sich das Diebesgut nicht rechtzeitig vor Ablauf der Haltbarkeit verkaufen lässt. Für haltbare Produkte gibt es bei den Kriminellen eine Lagerhaltung wie bei Großhändlern. Solche Lager hat die Polizei schon ausgehoben. Aus den Ausschreibungen über die Onlinefrachtbörsen geht zwar nicht hervor, welche Ware transportiert werden soll. Doch orientieren sich die Betrüger an den Frachtrouten, weil sie wissen, wo zum Beispiel Kupfer hergestellt und wohin es typischerweise geliefert wird. Oft verschwinden mehrere Lkw-Ladungen, so dass der Verlust für die betroffenen Unternehmen schnell in die Millionen gehen kann.
Die Kontaktaufnahme zu den potentiellen Auftraggebern findet oftmals über Mobiltelefone, per E-Mail oder via Online-Marktplätze, wie Frachtenbörsen, statt.
Bei ihrer Vorgehensweise tarnen sich die Kriminellen geschickt. Dennoch ist es möglich, durch relativ einfache Maßnahmen Transportschäden der beschriebenen Art zu verhindern. Ziel ist dabei, sich der Seriosität sowie Authentizität potenzieller Geschäftspartner zu versichern. So ist es möglich, sogenannte „schwarze Schafe“ von zuverlässigen Transportunternehmen zu unterscheiden. Insbesondere bei angestrebten neuen Geschäftsverbindungen ist es unverzichtbar, den künftigen Geschäftspartner einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Einige Tipps zur Schadenverhütung für Versender und Frachtführer:
- Geschäftsbeziehung sorgfältig auswählen und Transportunternehmen überprüfen.
Lassen Sie sich zum Beispiel folgende Nachweise vorlegen:
- Referenzen zu durchgeführten Transporten und Überprüfung dieser
- Versicherungsbestätigung (zusätzliche telefonische Bestätigung durch die Versicherungsgesellschaft)
- Lizenzen und Genehmigungen
- vollständige Firmendaten inkl. Handelsregisterauszug
- Farbkopie eines Identitäts-Nachweises des im Handelsregister eingetragenen Geschäftsführers oder Firmeninhabers
Kontrollieren Sie die folgenden Firmendaten anhand Wirtschaftsauskunfteien oder der jeweiligen Register:
- Firmensitz und ggf. abweichende Anschrift
- Telefonnummer (Vorsicht bei Mobilfunknummern)
- E-Mail-Adresse (Vorsicht bei Freemail-Adressen)
- Homepage
- Gewerbeerlaubnis-Nummer
- Handelsregister-Nummer
- Umsatzsteuer-Identifikations-Nummer (UID)
- Bankverbindung
- Solvenz
- Sichere Auftragsvergabe
Vergeben Sie den Transportauftrag an Ihren Transportunternehmer nur über vorher festgelegte Kommunikationswege mit festen Ansprechpartnern.
Untersagen Sie, sofern möglich, die Weitergabe an einen weiteren Unterfrachtführer.
- Übergabe und Ablieferung
Vereinbaren Sie eine Auftragsnummer mit Ihrem Unternehmer und erfragen Sie diese vor der Übergabe des Transportgutes beim Fahrer.
Rechtzeitig vor Abholung des Transportguts sollten folgende Daten zur Verfügung stehen und vor Übergabe an den Fahrer kontrolliert werden:
- Auftragsnummer
- Original-Frachtbrief
- Vollständiger Name des Fahrers
- Personalausweis des Fahrers (möglichst als Farbkopie)
- Führerscheinkopie (möglichst als Farbkopie)
- Kontaktdaten (z. B. Mobilfunknummer) des Fahrers
- Kennzeichen und Typbezeichnungen von Sattelzugmaschine und Trailer
- Fahrzeugidentifizierungsnummer nebst Nationalität (möglichst Foto des Typenschildes vom Rahmen des Fahrzeugs)
- Kopie der Fahrzeugpapiere
- Nach Möglichkeit Foto des Fahrers und Transportmittels
- Mitarbeiter schulen und prüfen
Schulen Sie Ihre Mitarbeiter und geben Sie ihnen klare Arbeitsanweisungen. Stellen Sie sicher, dass Ihre Maßnahmen auch tatsächlich umgesetzt und eingehalten werden.
Wählen Sie Ihre Mitarbeiter sorgfältig aus, um Kooperationen mit den Tätern zu vermeiden. Holen Sie ein Führungszeugnis und Leumund des Vorarbeitgebers ein, ggf. auch eine Schufa-Auskunft. Gerade neue Mitarbeiter sollten nicht mit wertvollen Waren betraut werden.
Die Liste der Tipps ist nicht abschließend und sicherlich nicht stets in diesem Umfang anwendbar. Sie soll Ihnen lediglich eine Anregung und Hilfestellung für geeignete Maßnahmen geben.